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Musk, Bezos und die "Road to Space"

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„Why haven’t we seen a photograph of the whole Earth yet?“ Mit dieser Frage des Whole Earth Catalog Begründers Stewart Brands begann die HeiCAD-Lecture am letzten Donnerstag von Felix Maschewski und Anna-Verena Nosthoff. Brands Vision eines äußeren Blicks auf die Erde wurde 1968 mit dem ikonischen Foto „Earthrise“ von William Anders Realität. Das Bild schärfte nicht nur das Bewusstsein für die Zerbrechlichkeit der Erde, sondern eröffnete auch Denkern wie Physiker Gerard K. O’Neill neue Zukunftsvorstellungen.

O’Neills Vision von rotierenden Raumkolonien, die anschaulich illustriert wurden durch farbenfrohe, Science-Fiction-artige Bilder, spekulierte eine Zukunft, in der Menschen in fast idyllischen Weltraumhabitaten leben könnten. Die Vortragenden zogen von O’Neills utopischen Entwürfen, die noch Lösungen für irdische Probleme wie Überbevölkerung suchten, eine Linie zu den heutigen „imaginierten Zukünften“ von Personen der Tech-Elite. Mit Blue Origin plant Jeff Bezos Kolonien nach O’Neills Vorbild. Elon Musk verfolgt mit SpaceX die Besiedlung des Mars, während Mark Zuckerberg mit dem Metaverse digitale Parallelwelten schafft. Felix Maschewski und Anna-Verena Nosthoff arbeiteten in Ihrer Lecture vor allem kritisch die historischen Hintergründe der "imaginierten Zukünfte", ihre gegenwärtigen Inszenierungen und Ideologien sowie die politischen Potenziale der Projekte im technologischen "race to space" heraus. Sie verknüpften diese Entwicklungen mit dem Longtermismus, einer Ideologie, die den Erhalt der Menschheit in einer fernen Zukunft priorisiert und (unwahrscheinliche) existenzielle Risiken wie die Bedrohung durch künstliche Superintelligenzen in den Mittelpunkt stellt, statt sich bereits realer Bedrohungen, wie der Klimakatastrophe, zu widmen.

Ihren kritischen Blick auf den Katastrophenkapitalismus der Gegenwart schließen die Vortragenden wie sie begonnen haben – mit einem Zitat von Stewart Brand: „Technologie ist zugleich das Problem und seine Lösung“. Damit regen sie die Zuhörenden dazu an, die ideologische „Black Box“, die diese Projekte umgibt zu öffnen, um die gesellschaftlichen und politischen Implikationen dieser Zukunftsentwürfe zu dekonstruieren.

Autor/in: Katrin Rollmann
Kategorie/n: HeiCAD, News-Kategorien