Use Case Recht
Normative Grenzen der Letztentscheidung durch Künstliche Intelligenz – Von der Ethik zum Recht?
Der neu hinzukommende Use Case Recht wird in der zweiten Förderphase der Manchot Forschungsgruppe die drei bereits bestehenden Use Cases Gesundheit, Wirtschaft und Politik nicht nur komplettieren. Mehr noch, er wird sich mit grundsätzlichen und elementaren Fragen von maschinell gestützter Entscheidungsfindung beschäftigen, die für die adäquate Bewertung und den Umgang mit der durch KI geprägten Prozesse, so wie sie u.a. in den drei anderen Use Cases untersucht und angewandt werden, substantiell auseinandersetzen.
Je mehr maschinelle Intelligenz die bislang ureigene Domäne menschlichen Entscheidens erobert, desto drängender gilt es zu ermitteln, ob noch verbleibende, genuin humane Entscheidungsreservoirs bestehen (sollen) und wie sich die Vision einer human principled AI verbindlich auf Dauer gewährleisten lässt.
Welche Perspektiven ergeben sich aus der Suche einer normativ reservierten, menschlichen Letzverantwortung?
Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich der Use Case Recht zentral mit zwei in sich verkoppelten Leitforschungsfragen. Zum einen soll der Verrechtlichungsprozess ethischer Leitlinien für KI auf unterschiedlichen Ebenen untersucht werden. Dabei ist der gegenwärtige Paradigmenwechsel – der Transformationsprozess von der Ethik zum positiven Recht – in den Blick zu nehmen. Analysiert werden soll, welche, wie, wie weit und warum die mehr als 200 verschiedenen KI-Ethikleitlinien und -kodizes im nationalen und internationalen Kontext zu positivem Recht gerinnen. Die zweite damit verschränkte Leitforschungsfrage beschäftigt sich mit normativen Delegationsgrenzen gegenüber KI. Untersucht wird demnach, ob bestimmte existentielle Entscheidungen exklusiv dem Menschen vorbehalten bleiben müssen oder sollen respektive ob gewisse Entscheidungen nicht an KI delegiert oder auch nur durch KI (prä)determiniert werden dürfen.